Platter, Thomas

Thomas Platters Leben mutet uns wie ein Märchen an. In der klassischen Autobiographie, die er 1572 als Greis geschrieben hat, schildert er in schlichter Sprache seinen ungewöhnlichen Aufstieg aus bitterster Armut zu Ansehen und Besitz. Keine Spur von Mitleid mit sich selbst findet sich darin, sondern vielmehr stolze Freude und Dankbarkeit.

Platter wurde an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert im Walliser Bergdörfchen Grächen geboren; das genaue Jahr steht nicht fest, wird aber meist auf 1499 festgelegt. Da der Vater früh starb und die Mutter gleich wieder heiratete, wohnte er bei verschiedenen Verwandten und diente ihnen als Geisshirt, wobei er oft unter Hunger, Durst und Kälte litt und mehrmals beinahe den Felsen hinunter stürzte. Mit acht Jahren kam er als Verdingkind zu einem Bauern und dann zu einem Priester, von dem er jedoch mehr Prügel als Unterricht bekommen sollte.

Einen zweiten Abschnitt in Platters Leben bilden die Wanderjahre mit den fahrenden Scholaren. Unter unvorstellbaren Strapazen zogen diese Burschen kreuz und quer durch ganz Deutschland, vom Elsass bis nach Sachsen und Schlesien, dazwischen wieder heim in die Schweiz und ins Wallis. Die jungen Studenten, die "Schützen", wurden dabei von den älteren "Bacchanten" zum Betteln und Stehlen abgerichtet und schamlos ausgenützt. Sieben Jahre dauerte dieses Vagantenleben, in dessen Verlauf Thomas Platter nicht viel Gutes lernte.

Den ersten Ruheort fand Platter in Zürich bei dem Lehrer Myconius. Hier hat sich der bereits achtzehnjährige Scholar auf ein Eckbänklein gesetzt und gedacht, in dem Winkel werde er entweder studieren oder sterben. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte er sich in die Wissenschaft, lernte als Autodidakt Latein, Griechisch und Hebräisch. Um nachts nicht einzuschlafen, nahm er kaltes Wasser, Rüben oder Steinchen in den Mund. Unter dem mächtigen Eindruck Zwinglis schloss er sich damals dem neuen Glauben an.

Um etwas zu verdienen, lernte er bei Collinus das Seilerhandwerk; daneben studierte er Homer und Pindar, vor allem nachts, manchmal aber auch während der Arbeit. Bald darauf siedelte er nach Basel über. Die 84 Kilometer von Zürich über den Bözberg nach Muttenz legte er in einem Tag zurück. Bei Meister Hans Staehelin, dem roten Seiler auf dem Petersplatz, machte er eine durchaus harte Lehrzeit durch. Auf der Blattgabel hatte er trotzdem die Druckbogen des Plautus, und als ihn der Meister dabei ertappte, tadelte er ihn streng. Die Gelehrsamkeit des neuen Seilergesellen sprach sich jedoch herum, und schliesslich bekam er die Erlaubnis, einigen hohen Herren täglich je eine Lektion Hebräisch zu erteilen.

Bald zog er wieder nach Zürich und vermählte sich dort mit Anna Dietschi; die Hochzeit war so bescheiden, dass die Leute am Nebentisch nicht merkten, dass ein Brautpaar anwesend war. Einige Zeit lebte das junge Paar in Visp, wo Platter als Seiler und Lehrer tätig war. Der Bischof von Sitten trug ihm das hohe Amt eines Schulmeisters der Landschaft Wallis an, doch lehnte Platter aus Glaubensgründen ab. Wiederum zog er, diesmal sein halbjähriges Töchterlein auf dem Räf tragend, nach Basel und nahm hier eine Lehrerstelle am Gymnasium an. Bald darauf treffen wir ihn jedoch als Diener des bischöflichen Leibarztes in Pruntrut, bei dem er viele medizinische Kenntnisse erwarb.

Eine Zeitlang war Thomas Platter auch als Drucker tätig und konnte dabei die Grundlage zu seinem Wohlstand legen. Das berühmteste Werk aus seiner Offizin war Calvins "Institutio" (1536). Als das Geschäft zurückging, liess er sich 1544 von den Ratsherren dazu überreden, seine Lehrerstelle am Gymnasium wieder zu übernehmen, diesmal als oberster Schulmeister, als Rektor "auf Burg". Mit der ihm eigenen Energie organisierte er die alte Lateinschule neu. Als Lehrer war er ungewöhnlich anspruchsvoll und streng; falsche Antworten wurden mit Körperstrafen geahndet. Auch sein Sohn Felix sowie der Chronist Wurstisen wissen davon zu berichten. Dafür wurde jedoch das höher gesteckte Lehrziel erreicht.

Zur festen Niederlassung in basel gehörten auch der Eintritt in eine Zunft und der Erwerb dreier Häuser an der Freien Strasse (Nr. 90 bis 94, auf dem Areal des Schilthofes). Kaum hatte er die riesige Summe abbezahlt, stürzte er sich 1549 in neue grosse Schulden, indem er von Ulrich Hugwald für 660 Gulden das Gut in Gundeldingen kaufte, wozu er alles Geld aufnehmen musste. Das grosse Landgut, das mit Quellen reich gesegnet war (daher der Name "Brunnmatt"), kostete ihn überdies viel Zeit und Kraft, besonders während des Ausbaus, wo er alle Tage einmal oder mehrmals zur Kontrolle der Arbeiter hinauszog.; schon flüsterten die Neider, seine Schularbeit müsse darunter leiden, doch gelang ihnen der Beweis nicht. Zur Bewirtschaftung bestellte Platter einen "Meier" samt Ehefrau sowie verschiedene Hilfskräfte.

Nachdem die Pest die drei Töchter Platters hingerafft hatte, blieb ihm als einziges Kind der 1536 geborene Sohn Felix, auf den er nun alle seine väterliche Liebe häufte. Dieser Sohn sollte, was ihm selbst nicht vergönnt war, ein berühmter Arzt werden. Er bahnte ihm den Weg und suchte für ihn schon früh die passende Frau aus. Nach dem Tod seiner arbeitsamen Gemahlin, 1572, verheiratete sich Thomas gleich darauf trotz seines hohen Alters nochmals und zeugte in dieser zweiten Ehe noch sechs Kinder. 1578 trat er nach 37jähriger Tätigkeit von seinem Amt zurück und starb 1582 auf seinem geliebten Landgut.

Die Briefe des Vaters an seinen 1551 bis 1557 im Ausland weilenden Sohn geben uns ein einzigartiges Bild des bunten Treibens in Gundeldingen. Mit dem Stolz eines echten Bauern berichtet Thomas Platter: "...satis feliciter nobis omnia succedunt. Wier hand vill höw inbracht, gantz vill chriesen, vill öpfell und zymlich byren..." oder: "Han 4 vaccas, 4 vitulos, et asinum, domi duas capras, duos anseres, octo sues, foris gallinas circiter 30, gallos 2, columbas 14, müß und ratzen weiß nit wie vill." Zahlreiche frohe und traurige Erlebnisse der Familie Platter sowie der Schüler und Pensionäre sind mit diesem Landgut verknüpft; für den Walliser Bauernsohn war sein Anwesen ein irdisches Abbild des Paradieses.

Quellen:

  • Lötscher, Wolf-Heidegger, Lauber 1966
  • http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Platter,_Thomas_(Humanist)

Jacob Christoph Burckhardt (* 25. Mai 1818 in Basel; † 8. August 1897 ebenda) war ein bedeutender Schweizer Kulturhistoriker mit Schwerpunkt in Europas Kunstgeschichte.

Jacob Burckhardt
Der Basler Kulturhistoriker Jakob Christoph Burckhardt.

Jacob Burckhardt wurde 1818 in Basel als viertes von sieben Kindern geboren. Er stammte aus einer alten und sehr erfolgreichen Basler Familie. Etliche Vorfahren waren Geistliche, auch sein Vater Jacob Burckhardt war Pfarrer der reformierten Kirche in Basel. Da er der Münstergemeinde vorstand, war er gleichzeitig auch »Antistes«, der Vorsteher der Basler Geistlichkeit. Im Elternhaus und auf dem Gymnasium erhielt Burckhardt eine umfassende humanistische Bildung. Seine Lehrer vermittelten ihm ausgezeichnete Kenntnisse in den alten Sprachen, Französisch und Italienisch und förderten seine historischen und literarischen Neigungen. Auf Wunsch des Vaters begann er 1837 in Basel ein Theologiestudium, nebenher befaßte er sich mit Geschichte und Philologie. 1839 wechselte er endgültig zum Geschichtsstudium. Vom Herbst dieses Jahres bis zum Frühjahr 1843 studierte er in Berlin Gechichte und Kunstgeschichte, 1841 unterbrochen von einem Sommersemester in Bonn. 1843 wurde er in Basel zum Dr. phil. promoviert; in diesem Sommer verbrachte er vier Monate in Paris mit Galeriebesuchen und Arbeiten in Bibliotheken und Archiven. 1844 habilitierte er sich in Basel als Dozent für Geschichte, 1845 wurde er a.o. Professor.

Gleichzeitig arbeitete er als politischer Redakteur bei den konservativen »Basler Nachrichten«; seine Artikel zur gespannten Lage in der Schweiz waren umstritten, daher gab er diese Tätigkeit Ende 1845 wieder auf. 1846 und 1847/48 folgten zwei mehrmonatige Aufenthalte in Italien; dazwischen lebte er in Berlin, wo er sich an der Abfassung des Brockhausschen Konversationslexikons beteiligte. 1848 nahm er seine Tätigkeit an der Basler Universität wieder auf, daneben unterrichtete er Geschichte in oberen Gymnasialklassen. Als diese Nebeneinkünfte durch eine Reform 1853 wegfielen, mußte er seine finanzielle Lage durch Veröffentlichungen aufbessern; diese Umstände führten ihn noch einmal von März 1853 bis April 1854 nach Italien. Anschließend arbeitete er wieder in Basel, bis er im Herbst 1855 als Professor für Kunstgeschichte an das Polytechnikum Zürich berufen wurde.

Im Frühjahr 1858 wechselte er als Ordinarius für Geschichte an die Universität Basel, wo er bis Ende 1885 Geschichte lehrte, von 1882 bis 1893 zuerst daneben, später ausschließlich Kunstgeschichte. Fortan konzentrierte er sich auf seine Vorlesungen, die anfangs alle Epochen der europäischen Kulturgeschichte abdeckten, seit 1886 jedoch ausschliesslich die Kunstgeschichte zum Thema hatten. Daneben trat er als gewandter Redner durch öffentliche Vorträge hervor. Selbst Friedrich Nietzsche, der als Deutschlands jüngster Universitätsprofessor von Leipzig nach Basel gekommen war und bereits mit vierundzwanzig Jahren als eine philologische Kapazität galt, würdigte Burckhardt als »unseren großen, größten Lehrer«.

Am 8. August 1897 starb der kinderlos gebliebene Junggeselle in Basel im Alter von 79 Jahren. Heutzutage wird Burckhardt nicht nur durch häufiges Zitieren geehrt, der höchste Geldschein der Schweiz, der 1.000-Franken-Schein, trägt seit 1995 das Porträt des Basler Kulturhistorikers. Der auch im deutschen Sprachraum viel verwendete Begriff "terrible simplificateur" wurde von ihm geprägt, er tritt erstmals in einem Brief Burckhardts an Friedrich von Preen vom 24. Juli 1889 auf.

Quelle: http://spiegel.gutenberg.de

Schneider, Johann Jakob

Der in Basel geborene Johann Jakob Schneider (1820-1889) war ausgebildeter Dessinateur, arbeitete in verschiedenen Firmen, bis er 1868 an der Rebgasse eine Tapetenhandlung eröffnete. 1856 begann er, architektonische Ansichten der Stadt zu skizzieren und anschliessend - vielfach sogar in mehreren Varianten - in Aquarellblätter umzusetzen, mit dem Ziel, die Stadt Basel "naturgetreu" darzustellen und zu dokumentieren. Schneiders Bilder werden heute in die Tradition von Stadtansichten gestellt, wie wir sie von Matthäus Merian im 17. und Emanuel Büchel im 18. Jahrhundert kennen. Johann Jakob Schneider kann als letzter Vertreter dieses im 19. Jahrhundert verbreiteten Genres angesehen werden, der die Strassen und Plätze noch vor den grossen baulichen Veränderungen der 1860er Jahre im Bild festhielt, zu einem Zeitpunkt also, da die Fotografie bereits ihren Einzug hielt und bald die biedermeierliche Art der Schneiderschen Stadtansichten verdrängte. 1884 bot er der Stadt einen Teil der Aquarelle aus seinem Werk, das in knapp 30 Jahren einen stattlichen Umfang angenommen hatte, zum Kauf an. Seine Bilder dokumentieren in erster Linie das "alte" Basel, das heisst: das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts "verschwindende" Basel.

Schneiders Bildern wurde rasch die Bedeutung historischer Bildquellen zugeschrieben, obwohl es sich zum Teil um stark idealisierende Darstellungen handelt. So fällt auf, dass sich unter seiner Hand selbst die ‘Kloake Basels’, der offene Birsig mit den rückwärtigen Ansichten der Häuser und den dazugehörigen Abtritten, zu einem nostalgischen Sehnsuchtsobjekt verwandelt. Trotzdem besitzen Schneiders Bilder der ‘alten’ Stadt zum Teil hohen dokumentarischen Wert, der allerdings jeweils im Vergleich mit Plänen, Fotografien und schriftlichen Quellen kritisch erschlossen werden muss.

Die 248 im Staatsarchiv als Sammlung Schneider aufbewahrten Aquarelle von Johann Jakob Schneider wurden zwischen 1884 und 1888 auf Anraten des damaligen Staatsarchivars Rudolf Wackernagel vom Basler Regierungsrat zum Preis von Fr. 6’785.-- erworben und dem Staatsarchiv zur Verwahrung übergeben. Mit dieser Erwerbung und der Übergabe an das Staatsarchiv wurde quasi der Grundstock zu einem Bilderarchiv gelegt. Für das vorliegende Projekt sind seine Bilder von grossem Wert.

Christoph Merian (* 22. Januar 1800; † 22. August 1858), aus Basel, Sohn von Christoph Merian senior und Valeria Hoffmann war ein Großgrundbesitzer, Rentier und Gründer der Christoph Merian Stiftung.

Christoph Merian stammte aus einer der vornehmsten Familien Basels. Sein gleichnamiger Vater war Großkaufmann und betrieb zuerst Rohbaumwolle-Handel und später alle möglichen Speditions-, Bank- und Spekulations-Geschäfte. Er galt als reichster Schweizer seiner Zeit. Besonders große Gewinne erzielte seine Firma „Frères Merian“ durch Umgehung der napoleonischen Kontinentalsperre, was sogar zu diplomatischen Interventionen Frankreichs in der Schweiz führte. Das riskante Handelsgeschäft gab der Vater 1810 auf; er investierte fortan in elsässische Industriebetriebe oder machte Bankgeschäfte. Nach seiner Schulzeit absolvierte Merian zwar eine kaufmännische Lehre, was ihn befähigte, einmal den väterlichen Beruf aufzugreifen. Er zeigte aber auch ein ausgeprägtes Interesse an der Landwirtschaft und ließ sich 1818–1821 im Landwirtschaftlichen Institut in Hofwil bei Münchenbuchsee sowie in der Landwirtschaftlichen Akademie von Hohenheim bei Stuttgart zum Agronomen ausbilden. Dies war ein für einen jungen Basler Patriziersohn ungewöhnlicher Berufsweg; allerdings zeigte auch der Vater durch den Kauf von Gütern bei Basel und in Lothringen einen zunehmenden Hang zum Grundbesitz. Zudem hatten die genannten Ausbildungsstätten einen geradezu exzellenten Ruf. Insbesondere Hofwil zog die Söhne der europäischen Bürger- und Adelselite an.

Christoph Merian
Quelle: Wikimedia Commons
Quelle: Wikimedia Commons

Im Jahr 1824 verheirateten sich Christoph Merian und die Industriellentochter Margaretha Burckhardt (1806–1886). Mit Merians Eltern bewohnten sie deren Stadtvilla. Als Hochzeitsgeschenk bekamen sie von Merians Vater den ca. 56 ha umfassenden Landsitz Brüglingen bei Basel, den Merian ab 1829 von einem Pächter bewirtschaften ließ. Obwohl er anfangs nicht über viel Eigenkapital verfügte, begann er doch recht bald, zusätzliche Parzellen zu erwerben und als seine Mutter 1835 starb, konnte er mit dem geerbten Geld seine Zukäufe noch erhöhen. Alle Käufe dienten dazu, das Brüglinger Gut zu erweitern und abzurunden. Am Ende seines Lebens umfasste sein Besitz samt einigen anderen Grundstücken im nahen Baden 325 ha, was für schweizerische Verhältnisse ungewöhnlich groß war.

Die agronomische Betätigung Merians war nicht einfach Ausdruck eines romantischen Interesses am Land oder eine Abkehr von den väterlichen Geldgeschäften. Merian legte Wert auf eine moderne Bodenbewirtschaftung und war durchaus ein unternehmerisch denkender Kapitalanleger, der allerdings das Schwergewicht auf Solidität legte im Gegensatz zu den spekulativen Möglichkeiten während der napoleonischen Kriege. Er bevorzugte sichere Wertpapiere und gab Kredite an Handwerker, Bauern und Gewerbetreibende.

Christoph Merian hat keine persönlichen Aufzeichnungen hinterlassen, was es schwer macht, die Beweggründe seiner Handlungen zu deuten. Sicherlich hatte er eine traditionelle Weltsicht, die ihm die Industrielle Revolution und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft bedenklich erscheinen ließ. Er war geprägt durch den Pietismus, der besonders in Basel weit verbreitet war (Frommes Basel). Aus einer ausgeprägten persönlichen Frömmigkeit und einem tief verwurzelten Standesbewusstsein entsprangen sowohl ein zurückgezogener, betont christlicher Lebenswandel als auch ein paternalistisches Verantwortungsgefühl für Arme und Bedürftige. So spendete Merian schon zeit seines Lebens namhafte Beträge, z.B. für das städtische Spital, zur Verbilligung des Brotes für Einwohner von Basel und Umgebung und für anderes mehr.

Am 22. August 1858 starb Christoph Merian. Das Kernstück seines Testaments bildeten die Artikel 26 und 27, mit denen er die überlebende Gattin und nach deren Tod die „liebe Vaterstadt“ zur Universalerbin machte. Als Margaretha Merian 1886 starb, gingen rund zwölfeinhalb Millionen Franken an Basel. Zur Verwaltung des Vermögens wurde die Christoph Merian Stiftung eingesetzt. Die ausschließliche Bevorzugung Basels mag in einem patriotischen Empfinden gelegen haben, das mit der gewaltsamen Kantonstrennung im Jahr 1833 zusammenhing. Die offen und sehr anpassungsfähig formulierten Artikel bestimmen, dass bei Erhaltung des Kapitals der Stiftungsertrag zur „Linderung der Not und des Unglücks“, zur „Förderung des Wohles der Menschen“ und für die „Durchführung der unserem städtischen Gemeinwesen obliegenden oder allgemeinnützlichen und zweckmäßigen Einrichtungen“ zu verwenden sei. Aus dem nachfolgenden Wirken der Witwe geht klar hervor, dass das ungewöhnliche Vermächtnis auf gemeinsamen Willen des kinderlosen Ehepaares beruhte. Margaretha Merian-Burckhardt führte die von Christoph Merian begonnen Verpflichtungen weiter. So wurde die von ihm finanzierte Kirche St. Elisabethen fertig gestellt und der Kirchenkommission Basel-Stadt übergeben. Die Kirche ist durch ihre Namensgebung (die hl. Elisabeth ist die Schutzpatronin der Armen) und konservative Formensprache (sie ist eines der bedeutendsten neugotischen Baudenkmäler der Schweiz) ein steinernes Credo des Ehepaars Merian, das unter dem Bau in einer eigenen Gruft beigesetzt ist.

Martin Bachofen (* 1727; † 1814), war ein Basler Seidenband-Fabrikant und -Händler, Kunstsammler, sowie Bauherr des Rollerhofes in Basel und von Schloss Ebenrain bei Sissach.

Martin Bachofen
Der Basler Seidenband-Fabrikant und Bauherr, gemalt 1768 nach einer Originalvorlage von Alexander Roslin.

Nach einer Ausbildung in Genf und im Ausland trat er 1748 als Teilhaber in die Fabrik seines Vaters Johann Jacob Bachofen (1701–1784) in Basel ein. Die Textilindustrie, speziell die Anfertigung von Seidenbändern, war im Raum Basel zur damaligen Zeit ein bedeutender Wirtschaftszweig. 1752 heiratete er Margaretha Heitz. Bachofen war Kunstliebhaber und besass eine bedeutende Sammlung deutscher und niederländischer Alter Meister.

Martin Bachofen
Gesamtanlage des Schlosses Ebenrain in Sissach, erbaut 1776.

1758 erwarb er den Rollerhof auf dem Basler Münsterplatz, der bis zur Reformation Wohnsitz eines adligen Domherren gewesen war. Er liess ihn bis 1770 durch den Basler Baumeister Johann Jacob Fechter (1717–1797) zu seinem Wohn- und Geschäftssitz umbauen. Heute befindet sich im Erdgeschosses des Gebäudes das Restaurant des Museums der Kulturen. Von 1774 an liess er nach Plänen des Basler Barockarchitekten Samuel Werenfels (1720–1800) den Landsitz Ebenrain bei Sissach anlegen, der bedeutendste spätbarocke Landsitz in der Nordwestschweiz. Dieser für die Basler Patrizier unüblich weit von der Stadt entfernte Standort (damals etwa vier Wegstunden) wurde gewählt, da sich dort große Jagdreviere befanden. Für den Entwurf des zugehörigen Barockgartens engagierte Bachofen den renommierten Berner Architekten Niklaus Sprüngli. Kurz vor seinem Tod begann er, die Anlagen im landschaftlichen Stil umgestalten zu lassen. 1817, wenige Jahre nach seinem Tod, verkaufte seine Frau den Landsitz an einen anderen Basler Händler.

Peter Ochs (* 20. August 1752 in Nantes; † 19. Juni 1821 in Basel) war ein Schweizer Politiker, Jurist und Historiker. Er wurde im französischen Nantes als Kind von Albert Ochs, einem bekannten Basler Grosskaufmann, und Louise His geboren.

Peter Ochs
Peter Ochs in der Amtstracht eines Direktors der Helvetischen Republik.
Quelle: ahneninfo.com
Quelle: ahneninfo.com

1779 heiratete Ochs Salome Vischer. Im Jahre 1782 wurde er zum Ratsschreiber in Basel ernannt und weilte dadurch mehrfach als Gesandter Basels in Paris. 1787 wurde er zum ersten Statthalter der neu gegründeten Allgemeinen Lesegesellschaft Basel ernannt. 1796 erlangte er das Amt des Oberzunftmeisters. Als Liberaler und dezidierter Vertreter der Aufklärung wurde Peter Ochs im Dezember 1797 vom französischen Direktorium damit beauftragt, eine neue Verfassung für die Schweiz auszuarbeiten. Sein Entwurf für eine Helvetische Republik sah vor, die Alte Eidgenossenschaft nach französischem Vorbild von einem lockeren Staatenbund in einen modernen Zentralstaat umzuwandeln, wobei die Kantone zu Verwaltungseinheiten degradiert wurden. Nachdem französische Truppen im Frühjahr 1798 Eidgenössische Gebiete besetzt hatten, proklamierte Peter Ochs am 12. April 1798 vom Balkon des Aarauer Rathauses die Helvetische Republik. Sie war als «Schwesterrepublik» eng an die französische Republik gebunden. Seine politischen Gegner griffen Ochs hart an und betitelten seinen Verfassungsentwurf, der die Grundlage der neuen Verfassung abgab, als «Ochsenbüchlein». Diese Anfeindungen führten dazu, dass Ochs bei den Wahlen ins Helvetische Direktorium übergangen wurde und erst im Sommer 1798 auf Druck der Franzosen in die helvetische Regierung eintreten konnte.

1799 wurde er von Frédéric-César de la Harpe aus dem Amt gedrängt. Nach dem Erlass der Mediationsverfassung durch Napoleon 1803 konnte er seine politische Tätigkeit im Kanton Basel wieder aufnehmen und er blieb auch in der Restaurationszeit nach dem endgültigen Sturz Napoleons 1815 ein wichtiger Exponent des politischen Lebens seiner Vaterstadt. In konservativen Kreisen blieb er jedoch derart verfemt, dass seine Söhne 1818, also noch zu Lebzeiten ihres Vaters, den Namen His annahmen.

Quelle: Wikipedia