Erinnerige an d'Aesche

vom Elisabeth Wäber (1953)

Wo-n-i in dr Zytig gläse ha, me heb dr Jokebsbrunne-n-in dr Aesche-n-abbroche, do het's mer e Stich gäh ins Härz, und vor mir isch die ganzi scheeni, heimeligi Aeschevorstadt uffgstiege, wie si in den Nynzgerjohre gsi isch, und drmit alli die Gstalte, jungi und alti, wo sälbetsmool drzue gheert hän.

Am Egge Dalbegrabe-Aeschevorstadt isch e grau, schief Huus gstande, wo no-n-e baar gotischi Fänschter gha het. Im erschte Stogg sinn em Doggter Vogelbach syni erschte Praxisrym gsi. Näbedra isch dr Metzgerlade vom Wytnauer gsu, und e Huus wyter die ehemaligi Depositebangg, wo speeter mit em Banggverain fusioniert het. Drno isch d'"Taverne Alsacienne" ko, e guet Wy-Wirtschäftli, wo dur syni "Byffdegg Aerbsland" speeter biriehmt worde-n-isch. Dr Bahnhof-Miller isch emool äxtra in die Teverne ko, fir em Aerbsland - eso het nämlig dr Wirt ghaisse - syni Byffdegg z'probiere. Sie hänn en schynts nit schlächt dunggt, sunscht hätt me drno, wo das Baizli het miese-n-im Banggverain-Aabau Platz mache, nit uff aimol die "Beefsteaks Erbsland" uff em Menu Bahnhofbuffet gfunde.

Haus zum Paradies, Haus zum Raben oder Rappen, Aeschenvorstadt 13-17.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 6-37-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Ebbis vom Scheenschte-n-in dr Aesche und vo Basel iberhaupt sinn die baide grosse Herrschaftshyser Nummere 13 und 15, bsunders dr "Rabe", wo im Parterre d'Bangg Ehinger jetze no ihri Byro het. 's sinn Baute-n-uus em 18. Johrhundert mit wunderbare schmidysige Stägegländer und Hofgattertor. Drzue het e schmal Hus gheert mit numme-n-aim Gryzstogg in dr Braiti. Dert het dr Abwart und Bangguuslaifer vo ' Ehingers gwohnt, und unde-n-inne het e Schuehmacher sy Boutique gha. Im näggschte Huus het d'Witwe Oschterma Spitze-n-und fyni Umhäng fail gha, drnäbe-n-isch e Filiale gsi vom Fischer zum Wolf sym Spezereylade, und drno isch e Wirtschaft ko, die het vo däm Brinneli vis-à-vis dr Namme "zum Tellsbrunnen" gfiehrt. Sälbetsmool het e Wirt mit Namme Greefli druff gwirtet, und an haisse Summerdäg ha-n-i als miesse go Bier hole dert fir dr Vatter.

Drno isch me dur e Durchgang in's Rappegässli ko, e glaini Saggass zwische dr Wirtschaft und em Huus vom Metzger Häring. Dä het e Hund gha, e Mops, und dä isch als vor dr Ladedire gsässe mit ere Myne, wie wenn die ganzi Aeschevorstadt sy gheerti. D'Frau Häring het e bitzeli e digge Hals gha, und me het allewyl gsait, d'Frau Häring und dr Mops däte-n-enander glyche. Däm Mops hänn mir Aeschlemer Kinder emoole welle-n-e Straich spile. Mer hänn am Jokebsbrunne-n-e lääri Wurschthuut mit Wasser gfillt und si obe wider zuebunde. Drno hämmer si däm Hund gspienzlet und hänn ys scho gfrait druff, wie-n-är in die Wurscht bysse und sich verschlugge dät. Aber e rächte Metzgerhund waiss halt, was e Wurscht isch. Er het numme dra gschnubberet, het ys e verächtlige Bligg gäh und isch drvo zottlet.

Aeschenvorstadt und Brunngässlein mit der Brauerei zum Glock und dem Jakobusbrunnen, ca. 1890.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 4-72-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Näbe däre Metzg isch e schmal Hysli ko, wo-n-e Holzhändler dinne gwohnt het - y waiss dr Namme nimme - und drnäbe d'Beggerey vom Läderer. Dert isch's zwi Tritt abegange, wemme-n-in Lade het welle. 'Nummere 41 isch drno eebe-n-ais vo däne, wo jetz drno abbroche wärde. Dert het dr Henri Rieber e Lampelade gha, und hinde-n-im Hof isch d'Wärgstatt gsi vo dr Spänglerey und em Installationsgschäft. Wemme-n-ebbe het miesse go-n-e Lampeglas hole, so isch's allewyl e-n-Ewigkait gange, bis ebber hinde fire ko isch uus em Kontor ko froge, was me well. Im Nummere 43 han-n-y gwohnt. Afangs de Nynzigerjohr isch vorne dr Konsumlade dinne gsi, und hinde-n-im Tapezierer Schulze sy Gschäft. Drno het dr Birschtefabrikant Steib das Huus kauft, het dr Hof zwische-n-em Vorder- und em Hinterhuus lo iberdache fir sy Lager, und vorne het er syni Birschte-n-und Korbwägeli verkauft. Die hittigi Generation waiss scho gar nimme, wie so-n-e Baslerwage uusgseh het, jetz kennt me jo numme no Stromliniewäge. 's Hinderhuus isch gege-n-obe schmeeler worde und z'oberscht het's numme no ai Ruum gha mit ringsumme luuter Fänschter. Mer hänn em dr Glaspalascht gsait, aber numme wägem Glas, e Palascht isch's nit gsi. Aber staubig und je noh Johreszyt yskalt oder gliejig haiss isch's gsi, mit ere Weschhänggi und obe druff e-n-Altane oder Terrasse, wie me däm hitte sage wurd.

Dr letscht vo däne Doodeskandidate isch d'Bierhalle Glogg, wie me friejer gsait het, ebe das Huus, wo im Egge zem Brunngässli dr Jokebsbrunne gstande-n-isch. Ze sälber Zyt hänn 's Hässigs druff gwirtet, und d'Mamme Hässig isch e rundligi Frau gsi und het allewyl e grosse Schlisselbund am Schurz hängge gha. Die soginannte Bierhalle isch wyt hindere gange in 's Brunngässli, wo die ganzi Aeschlemer Juged als gspilt het. Der het ys Kai Wage-n-und Kai Velo und Kai Bai gsteert, ass ebbe d'Huushältere vom Glaser Demenga, wo uff dr andere Syte vom Brunngässli gwohnt het. Sie het e Holzbai gha, und wemmer ebbe gar z'wiescht do hänn, so isch si uuse ko z'humple und het ihre Stägge gschwunge.

Das Haus Aeschenvorstadt 55, im Text beschrieben als "langes, blaugrau angemaltes Haus" der Firma Fankhauser & Cie..
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 6218
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Am andere-n-Egge vom Brunngässli isch ' Huus gsi vom Saifisieder Brand-Sandryter, mit em Saifilade-n-unde-inne. Dr Heer Brand isch e stattlige Ma gsi, Presidänt vom Birgerroot, und er het au dämentsprächend Platz bruucht, wenn er under dr Ladedire gstande-n-isch. Sy Frau isch arg kurzsichtig gsi, und uns Kinder het's allewyl glunge dunggt, wenn si's Gäld eso nooch an d'Auge-n-ane het miesse näh. Näbedra isch dr Beggelade vom Rutschma gsi, und e Huus wyter het dr Salz-Schnyder sy Gschäftli gha. Vor em Lade-n-isch e Holzbänggli aabaut gsi, wo als z'obe die ganzi Familie druff gsässe-n-isch und em "Verkehr" zuegluegt het. Drno isch 's Huus vom Konditer Bernet ko. Dä het eso gueti Halbmeend gmacht, e Zämmezug vo Altbachenem mit eme wysse Zuggerguss driber, und jede Samschtig z'obe-n-isch das 's Nachtässe gsi vo uns Kinder: Milch und Halbmeend, und sythär het mi e kai Nachtässe meh eso guet dunggt. 's het aine fimf Santim koschtet und si sinn eso gross gsi, dass zwai glänggt hänn, sogar fir e haisshungrige Kindermage. Näbe-n-em Bernet syner Beggerey isch e lang, blaugrau agmoolt Huus ko: "F. Fankhauser & Cie., Seidenwaren en gros" isch uff eme grosse, glänzige Messingschild gstande. Sy Nochber het Tonhuuser ghaisse, dä het dr Lade-n-unde-n-in sym Huus vermietet gha, aimol an Konsum, drno an e Sigarrehändler.

Im näggschte Huus isch e Gmies- und Obschtlade gsi, und denn sinn d'Schweschtere Linsi ko mit eme guete Mercerie- und Bonneterie-Lädeli. Dennzmool het me halt die Sache nonig im Warehuus kenne kaufe. Wyter usse-n-isch dr "Bäre" gstande, e renommiert Gaschthuus mit grosse Stallige hindedra, und 's isch gwiss Kai Byrli mit Holz oder Härdepfel in d'Stadt yne gfahre, ohni im "Bäre" az'kehre. Drno isch em Laiebärger sy Metzg ko und drno nonemool e glai Wirtschäftli, ganz im Bode-n-inne; me het e baar Tritt abe miesse fir yne z'ko. Denn isch no-n-e Huus gsi mit eme Lade, y glaub e Drogerie, und z'letscht, am Egge vom Aescheplatz, 's gross Gschäftshuus vo dr Banque Foncière du Jura, wo jetz no stoht. Numme d'Bangg äxischtiert nimme. Sie het ihr Gäld glaub meh im Ussland gha als im Jura, denn 's het si ämmel no-n-em erschte Wältgrieg butzt.

Eso het also sälbetsmool die Aeschehelfti usgseh wo jetz fascht ganz verschwunde-n-isch. 's isch aigetlig ebbis Wunderbars mit em mentschlige Hirni. Me zieht e Schublädli uuse und gseht 's ganz Bild vor sich, wie's gsi isch, die ganzi liebi Aesche mit alle Lyt, wo drin gläbt hänn, und me heert sogar ihri Stimme und waiss no alli Anzelhaite-n-uus ihrem Läbe. Und y bigryff die Lyt, wo do letschti demonschtriert hänn und sich wehre, fir dass die anderi Syte nit au no soll abg'risse wärde. Wenn y drvo gwisst hätt, drno wär y au mit gloffe...

Quelle:

  • National-Zeitung vom 17. Mai 1953