Sporengasse

Die Sporengasse bildete die Verbindung zwischen Marktplatz und Eisengasse. Nach Abbruch des gesamten Gebäudeblocks zwischen Sporengasse und Sattelgasse verschwand die kleine Verbindungsstrasse.

Für den Namen Sporengasse finden wir im Erdbebenbuch von Fechter eine Erklärung: "Verlassen wir den Markt und wenden uns der Eisengasse hin. Der Weg führt uns durch die Strasse "unter den Sporren" oder durch die "Sporrer-Gasse", wo die Sporrer für die Reisigen ihre blinkenden Sporren zum Verkauf auslegten."1 Diese Erklärung lässt darauf schliessen, dass sich die Sporengasse in die lange Reihe der Strassen einreihte, die nach einer Berufsbezeichnung benannt waren oder sind.

Die Sporengasse war einst das schmale Verbindungsstück der Verkehrsachse Freie Strasse - Eisengasse, zur Zeit, als der Marktplatz noch die halbe Grösse seiner heutigen Dimension aufwies. Sie verschwand 1890 im Zuge der Überwölbung des Birsig und der damit einhergehenden Niederlegung der über dem Fluss befindlichen Liegenschaften gänzlich aus dem Stadtbild.

Ansicht der alten School [Fleischverkauf] an der Sporengasse [Nr. 12] und Zunfthaus zu Metzgern [Nr. 10].
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 21
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Das eingeschossige Haus der alten städtischen School, das von der Sattelgasse bis zur Sporengasse reichte, war nach der Inbetriebnahme des Schlachthauses vor den Toren der Stadt (Elsässerstrasse) überflüssig geworden. Am 13. Juni 1887 kam die alte School, die trotz einiger Umgestaltungen dem Metzgerhandwerk über ein halbes Jahrtausend Dienste geleistet hatte, auf den Abbruch zur Versteigerung und wurde noch im selben Jahr abgebrochen, wie an anderer Stelle zu lesen ist. Nach dem Abbruch der School stand der ganze Baublock zwischen dem Birsig und der Sporengasse zur Debatte. Man plante, den Fluss zu überdecken und die Marktgasse von der Stadthausgasse her auf dieser Überwölbung zum Marktplatz zu führen. Beim Bau der Marktgasse 1888 mussten der Kornmarktbrunnen sowie mehrere Häuser an der Einmündung der Sattelgasse (darunter Marktplatz 16 und 17) abgebrochen werden. Die Häuser an der Sporengasse mit geraden Nummern blieben stehen und die grosse Baulücke der ehemaligen School wurde als unschöner Anblick betrachtet.

Die Bevölkerung entschied in einer Abstimmung im August 1889, dass das fragliche Gelände vollständig freigelegt werde. Der Staat kaufte von den auf der Birsigseite gelegenen Häusern der Sporengasse (gerade Nummern) eines nach dem anderen an, um für die Korrektion der Sporengasse freie Hand zu bekommen. Die Ladenbesitzer sahen sich infolgedessen nach neuen Lokalitäten um und so soll beispielsweise der Besitzer des Vogtschen Glasladens am Marktplatz die Bierbrauerei Vogt an der Stadthausgasse für Fr. 150'000,- angekauft haben, was der doppelten Summe dessen entsprach, was der Bierbrauer einige Jahre zuvor für die Liegenschaft bezahlt hatte.2

Blick vom Marktplatz in die Sporengasse hinein. An der Ecke das Haus zum Pfaueneck, und in der Sporengasse die Häuser zur Harzburg (Nr. 15), zum Rebstock (Nr. 13) und zum Gold (Nr. 11).
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 2-18-3
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Das zweitletzte Haus an der Sporengasse, der Kranich (Nr. 2) wurde am 14. Februar 1890 völlig niedergelegt. Licht und Luft strömte nun von allen Seiten zu, "namentlich die Bewohner der Eisengasse werden die Mehrung des Lichts freudig begrüssen", so die Stimme der Zeit.3 Bei der Niederreissung des Hauses seien wie beim Haus zum Affen (Nr. 8) in einem Grundstein Schriften und Münzen aus dem Jahre 1816 gefunden worden, mit dem Nachweis, dass die Steine, mit denen das Haus gebaut worden war, von der geschleiften Festung Hüningen herstammten. Die Häuser dieser Reihe standen früher nämlich weiter in die Strasse hinaus und mussten bei einer damals vorgenommenen Korrektion bis in die schliessliche Baulinie zurückversetzt werden.

Im April 1890 waren sämtliche Gebäude in diesem Häuserblock abgebrochen. Der Marktplatz hatte die heutige Dimension erreicht, und die Sporengasse verschwand. Die von ihr noch übrig gebliebenen Häuser an der Ostseite (Rathausseite) kamen nun an den vergrösserten Marktplatz zu liegen. Das Baudepartement und die Regierung wünschten eine Neubebauung und schrieben eine schweizerische Architekturkonkurrenz für den Bau eines Verwaltungsgebäudes mit integrierten Marktständen aus. Doch dies ist eine andere Geschichte und steht auf einem anderen Blatt.

Blick Richtung Eisengasse. Die Häuser an der Sporengasse, welche die Korrektion am Marktplatz vorerst überlebten: zur goldenen Münze (Nr. 1), zum rotten Haus (Nr. 3), zum Lämmlein (Nr. 5) und zum Agstein (Nr. 7).
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 28
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Die an der Sporengasse zwischen 1887 und 1890 abgebrochenen Häuser waren: zum Kranich (Nr. 2), zum mittlern Laden / zum Leymen (Nr. 4), zum Nussbaum (Nr. 6), zum Affen (Nr. 8), alte School (Nr. 12), zum Pfauen (Nr. 14), zum mittleren Pfauen (Nr. 16) und zum Pfaueneck (Marktplatz 18).

1Fechter 1856
2Basler Woche vom 9. Mai 1873
3Basler Nachrichten vom 14. Februar 1890



Quellen:

  • Fechter 1856
  • Basler Woche vom 9. Mai 1873
  • Basler Nachrichten vom 5. Juni 1887
  • Basler Nachrichten vom 14. Februar 1890