Rote Fabrik (heutige JH)

Das Fabrikgebäude auf dem Löffelplan von 1857. Schön zu erkennen ist der Steg, der eine Verbindung schafft zur oberen Fabrik in der St. Alban-Vorstadt.

1842 kam die Parzelle aus ehemaligem Klosterbesitz in den Besitz der 1838 gegründeten Bandfabrik Sarasin & Co. (Stammsitz St. Alban-Vorstadt 91-95). Der ursprüngliche klassizistische Fabrikbau wurde 1850/51 von Melchior Berri nach Plänen von Christoph Riggenbach für die Seidenbandfirma errichtet, der nach seiner Farbe "Rote Fabrik" genannt wurde.

Der klassizistische Fabrikbau ist ein Musterbau der damaligen Seidenbandfabrikation: Seine räumliche Organisation der Produktionsabläufe entsprach dem 1863 in H.H. Kronauers "Atlas für mechanische Technologie, Spinnerei und Weberei" propagierten Organisationsschema einer Seidenbandfabrik. Von Beginn an war die Fabrik mit mechanischen Webstühlen und einer Luftheizung ausgestattet, die mit Dampfkraft betrieben wurden. Ausserdem versorgte bereits 1851 eine kleine Gasanstalt die beiden Sarasinschen Fabriken (sowie zehn Gaslaternen in der St. Alban-Vorstadt, was die Behörden erst dazu veranlasste, ein Gasnetz anzulegen und in der Stadt die erste öffentliche Beleuchtung einzurichten). Der für damalige Verhältnisse moderne langgestreckte Fabrikbau wies auf jedem Geschoss einen grossen hellen Arbeitssaal auf, der einzig in der Mitte durch gusseiserne Stützenreihen unterteilt war. Der markante viergeschossige Bau mit Flachdach wird in der Horizontalen durch verschiedene Gesimse akzentuiert

Das Fabrikgebäude vom St. Alban-Kirchrain aus gesehen. Die nach ihrer Farbe benannte «Rote Fabrik» war bis 1975 durch einen Steg mit der oberen Fabrik in der St. Alban-Vorstadt verbunden. Dort hatte die Bandfabrik Sarasin & Co. ihren Stammsitz.
Quelle: Denkmalpflege Basel-Stadt
Quelle: Denkmalpflege Basel-Stadt

Mit der Einstellung der Bandproduktion im Jahre 1956 verlor das Gebäude seine ursprüngliche Funktion. Im Rahmen der Sanierung des St. Alban-Tals konnte die bereits zum Abbruch freigegebene Fabrik 1979/80 mit Hilfe der Christoph Merian Stiftung erhalten und zur Jugendherberge umgebaut werden. So konnte dieses industrie- und architekturgeschichtlich wichtige Monument gerettet werden. Im Auftrag von CMS und Bürgergemeinde bauten die Architekten Löw & Dörr die Fabrik 1978/79 zur Jugendherberge um; Eröffnung war 1980. Aus feuer- und baupolizeilichen Gründen wurde das Gebäude damals vollständig ausgekernt. Von der ursprünglichen Substanz blieben lediglich die Fassaden sowie der grosse Färberkeller - eine grosse gewölbte Halle mit hohen Fenstern zum Teich hin, heute Speisesaal - bestehen. Ansonsten wurde das Innere mit Rücksicht auf die Fensterachsengliederung nach den Vorgaben des neuen Bauprogramms gestaltet, und die äussere Erscheinung entspricht nach der Restaurierung dem originalen Zustand der Fabrik von 1851.

Das Fabrikgebäude von der St. Albankirche aus gesehen, Blick auf das St. Albantor.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 5809
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, sondern ist der Stadtbild-Schutzzone zugewiesen, in welcher nur Fassaden und Dächer geschützt sind. Während sich in den Schutzzonen der Innerstadt allfällige Baumassnahmen am Charakter der bestehenden Bebauung zu orientieren haben, wird im Dalbeloch seit dem Beginn der Quartiersanierung (1975) ein lebendiges Neben- und Miteinander von historischen Bauten und moderner Architektur gefördert. Die Umsetzung dieser Strategie wurde 1996 mit dem Wakkerpreis des Schweizerischen Heimatschutzes ausgezeichnet und nun auch der Neukonzeption der Jugendherberge und ihres unmittelbaren Umfeldes zugrunde gelegt.

Quellen

  • Jahresbericht Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt 2010, S. 26f.
  • Baur Sarasin 1992: 59f.