Petersberg

Bis 1937 führte der Petersberg vom Fischmarkt zur Herbergsgasse und war eine jener Strassen, die im Laufe der grossen baulichen Veränderung um den Fischmarkt mit dem Spiegelhofkomplex überbaut wurde.

Petersberg
Blick von der Petersgasse zum Petersberg, links Strassburgerhof [Nr. 29], Bildmitte: Haus Tanneneck [Nr. 32], rechts Haus zum Steglin [Nr. 27]. Aquarell von J.J. Schneider 1875.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 177
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Am mittleren Petersberg standen Häuser, deren oberstes die "Tannenburg" war, eine schauerliche Italienerbeiz. Rings um die Tanneburg gab es früher spannende Rattenjagden, und in den alten, tiefen Kellern nebst Spinnenweben und dem Rauschen des Birsigs Gespenster und ungehobene Schätze. Das Betreten der halbzerfallenen, nur noch zum Teil bewohnbaren Häuser und Keller war natürlich verboten. "Aber an Sonntagmorgen, wenn Eltern und Geschwister mit dem Gesangbuch unter dem Arm zur Peterskirche eilten, war es schwer, den Versuchungen einer Rattenjagd zu widerstehen. Das kalte Gruseln lief einem den Buckel hinunter, wenn wir mit flackerndem unsicherem Kerzenlicht ind die unbekannten Tiefen stiegen, wo man nicht einmal mehr den Schritt der auf der Strasse gehenden Passanten hörte und wo es stickig, dumpf und finster war wie in einer Totengruft. Wie Geisterhände griffen einem kalte Spinngewebe ins Gesicht, und die langen unruhigen Schatten, die das Kerzenlicht warf, kamen und entfernten sich wie langbeinige Gespenster. Und die Ratten regten sich, huschten da und dort wie kleine Schattenflecke vorüber und zogen uns ganz in den Bann des Jagdeifers. (...) Nachdem die Tanneburg niedergerissen waar, malten wir auf eine Fasnachtslaterne die Verse: 'O Tanneburg, o Wanzeburg, wo ahne bisch du gange? Jetz muess drum die ganzi Stadt di Rattebruet go fange! De Tschingge in dr Tanneburg hän d Wäntele nit gschade, Jetz aber muess die ganzi Stadt dich grazze und go bade!'

Petersberg
Blick von der Höhe Fischmarkt auf den Petersberg. Zustand nach dem Abbruch der Häuser an der Schwanengasse. In der Bildmitte die Herbergsgasse und rechts davon der Strassburgerhof, der 1937 aberissen wurde. Aufnahe von 1936.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 7-61-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Trotz heftiger Opposition seitens des Heimatschutzes, der befürchtete, Basel würde durch die Niederlegung des unteren Petersbergs mit dem Strassburgerhof als Dominante immer mehr eine banale und reizlose Stadt, beschloss der Grosse Rat am 22. Oktober 1936 (vom Volk mit 15'555 Ja gegen 12'973 Nein gutgeheissen) die Erstellung des Polizeiverwaltungsgebäudes Spiegelhof in der Meinung, die Innenstadtkorrektion zu beginnen und zu befördern. Im April 1937 wurde der Strassburgerhof abgerissen, und vom hervorragenden Beispiel baslerischer Wohn- und Baukultur blieb einzig eine Zimmerdecke, die dem Historischen Museum übergeben wurde.