Glossar

 

Achtburger Die Achtburger waren im mittelalterlichen Basel eine Gruppe nichtadliger Patrizier. Ihr Name leitet sich davon ab, dass sie seit 1212 mit acht Vertretern im Rat vertreten war. Ursprünglich Kaufleute und Bankiers mit viel Reichtum und politischem Einfluss, stiegen die Achtburger durch zunehmende Einflussnahme der Zünfte im Rat auf zu Mitgliedern des Patriziats, dem zuvor nur Adlige angehört hatten. Sie bezeichneten sich fortan als Junker. Der Aufstieg ins Achtburgertum war an ein Vermögen gekoppelt sowie an die Aufnahme in eine der drei Trink- oder Gesellschaftsstuben ("Zum Brunnen", "Zum Seufzen" und "Zur Mücke"). Nach der Abschaffung der patrizischen Privilegien 1515 und der Reformation wanderten die meisten noch katholischen Achtburger aus; der letzte Achtburger gehörte dem Rat bis 1545 an. Keines der Geschlechter der ehemaligen Achtburger ist heute noch in Basel ansässig.
Alumneum Wohnheim der Studenten im Priesterseminar; die dort wohnhaften Studenten hiessen entsprechend 'Alumnen'.
Antistes Ranghöchster geistlicher Würdenträger der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde, Oberstpfarrer. Der Antistes wurde durch den Grossen Rat (das Parlament) gewählt und war gleichzeitig mit seinem Amt Inhaber einer Pfarrstelle an einer Hauptkirche. Seine Aufgabe war es, die Kirche gegen außen zu vertreten. Er hatte den Vorsitz der Synode und des Examenskollegiums für die Prüfung von Pfarramtskandidaten.
Architrav Der Architrav, wörtlich "Hauptbalken", ist ein auf einer Stützenreihe ruhender Horizontalbalken, der die Last des Oberbaus trägt.
Arrondierung Unter Arrondierung (Abrundung) versteht man u. a. den Einbezug an ein bestimmtes Grundstück angrenzender Flächen zu diesem Grundstück dergestalt, dass eine kürzere Außengrenze entsteht. Sie ist meist mit einer neuen Grenzziehung und entsprechenden Änderungen im Grundbuch verbunden, kann aber auch dadurch vorgenommen werden, dass mehrere Grundstücke ohne Änderung der Grenzen oder Grundbucheinträge in der Hand eines Eigentümers vereinigt werden.
auskragend (bei Bauteilen) Über die die Stützweite des Erdgeschosses hinausragend. In den meisten Fällen handelt es sich um einen hervorstehenden Fachwerkaufbau.
Besenbewurf Der Spritzbewurf oder Besenbewurf ergibt sich, wenn beim gewöhnlichen Putz der zweite abgerieben und ein dritter aus einem dünnen, mit Farbe abgetönten Mörtel aus Kalk mit nicht zu seinem Quarzsand in der Weise ausgeführt wird, dass er mit einem stumpfen Besen durch Anschlagen an ein in der linken Hand gehaltenes Holz an die Wand gespritzt wird.
Bogenfries Der Bogenfries ist ein Ornament in der Baukunst und besteht aus aneinander gereihten Halbkreisbögen. Er dient der Belebung und Strukturierung einer Fassade. 
Bosse, Bossierung Die Bosse ist das überstehende Material eines Natursteins innerhalb einer Mauer. In den meisten aller Fälle lässt man bei einer Natursteinmauer die Bossen stehen. Bossenwerk oder Rustika ist Mauerwerk aus Steinquadern, deren Stirnseite nur grob behauen (bossiert) ist. Die Bosse diente ursprünglich wohl dazu, das Abgleiten schwerer Steine von den Hebetauen zu verhindern und kommt bereits in der antiken Mauertechnik und an altamerikanischen Bauten vor.
Breviere Das Brevier (lat. brevis, "kurz") enthält die Texte für die Feier des Stundengebets der römisch- katholischen Kirche. Die Bezeichnung leitet sich davon ab, dass die Texte im Brevier früher im Vergleich zu den Texten, die beim gemeinsamen Chorgebet gebetet wurden, kürzer waren. Daher benutzten früher nur diejenigen Kleriker ein Brevier, die nicht am gemeinsamen Chorgebet teilnehmen konnten.
Butzenscheibe Die Butzenscheibe, scherzhaft auch Flaschenboden genannt, ist eine runde Glasscheibe von 10-15cm Durchmesser mit einer beidseitigen Erhöhung, dem Butzen oder Nabel, in der Mitte. Sie besteht meist aus grünem Waldglas und wurde im 15. und 16. Jahrhundert mittels einer Bleifassung zu ganzen Fenstern zusammengesetzt.
Contre Escarpe Im Gegensatz zur Escarpe bildet die die Contre Escarpe die äussere Mauer oder Böschung des Festungsgrabens. Bei trockenen Gräben verlief dahinter meist ein Gang oder eine Galerie, von dem aus der Graben unter Feuer genommen werden konnte.
Cour d'honneur Bei einem Palais ist der Ehrenhof der vom Hauptgebäude und den Seitenflügeln dreiseitig umschlossene Empfangshof, der im französischen Schlossbau der Renaissance entwickelt wurde und vor allem für symmetrische Schlossanlagen des Barock charakteristisch ist, aber auch in weniger royalen Bauten angewendet wurde. Die vierte Hofseite wird häufig von einem Gitter oder einer Mauer mit Toreinfahrt in der Mittelachse begrenzt. Die Bezeichnung leitete sich von der Tatsache ab, dass der Zugang zum Schloss über den Hof in der Regel nur besonderen Würdenträgern gestattet war.
Docke, Dockengeländer Die Docke (mhd. Walze, Bündel) ist ein untersetztes, oft gedrechseltes Säulchen von rundem oder polygonalem Querschnitt mit stark profiliertem Schaft. Die Docke tritt selten allein, sondern vielmehr in einer Reihe mehrerer Docken auf. Ein Beispiel für Docken findet sich hier.
Ellenwaren Im Tuchhandel wurden Stoffe oft in Ellen gemessen. Stoffe, Bänder und Spitzen, die mit Ellen gemessen wurden, hießen deshalb früher auch „Ellenwaren“.
Fachwerk Gerüstbauweise aus Hölzern mit Lehmgefachen. Der mittelalterliche Ständerbau besteht aus haushohen senkrechten Ständern, in die Unterzüge eingezapft sind. Der seit dem Mittelalter (15. Jahrhundert) übliche Rähmbau besteht aus für jedes Geschoss wiederkehrenden, gleichen Aufbau. Ein Geschoss in der Rähmbauweise setzt sich zusammen aus den Fußbodenbalken und darauf einer Schwelle, auf der die eingeschossigen senkrechten Pfosten stehen, und dem Rahmholz (Rähm) als oberer Abschluss des Geschosses. Als Versteifung dienen waagerechte Riegel und kurze schräge Bänder oder längere Streben.
Gefach Das Gefach ist ein Teil der Wand eines Fachwerkhauses und bezeichnet den Raum zwischen den Holzbalken. Im ausgefüllten Zustand wird das Gefach, beziehungsweise sein Inhalt, auch als Ausfachung bezeichnet.
Gesims Das Gesims ist ein waagerecht aus der Mauer vortretender Streifen zur horizontalen Gliederung des Bauwerks. Die einzelnen Geschosse werden durch das Gurtgesims optisch voneinander getrennt. Das Kranzgesims schließt die Fassade nach oben ab.
Gewände Ein Gewände ist die seitliche rahmenartige Umgrenzung von Fenstern und Türen in Mauerwerken, die auch Leibung genannt wird. Es begrenzt unregelmässig geformte Natursteine im Mauerwerk und betont dadurch die Maueröffnung. Seit dem 13. Jahrhundert wurde das Gewände betont und durch Figurenschmuck oder Profile verziert.
Grauwacke Der Begriff "Wacke" ist ein veralteter Name für "Wackerstein" und bezeichnet einen relativ weichen, meist dunklen Sandstein. Er wird als Oberbaustoff für Eisenbahntrasseen oder als Pflasterstein verwendet.
Halbbatzen Im ausgehenden 16. Jh. wurden im oberrheinischen Kreis des Römisch-Deutschen Reichs Halbbatzen im Wert von 2 Kreuzern in grossen Mengen hergestellt.
Hohlkehle Eine Hohlkehle ist die negative Ausrundung einer Kante. Das Herstellen einer Hohlkehle nennt sich „abkehlen“ oder „auskehlen“. Die Hohlkehle wird häufig, zum Beispiel direkt in Holzbalkendecken geschnitzt, als Zierprofil verwendet; in historischen Bauten ist diese Übergangsform zwischen Wand und Decke häufig anzutreffen, vor allem in barocken Gebäuden.
Juchart Ein in der Schweiz bis ins frühe 20. Jahrhundert übliches Flächenmass. Es bezeichnete in der Regel die Grösse eines an einem Tag gepflügten Stücks Ackerland, ist also nicht eine einheitliche Grösse, da diese auf die Lage des zu messenden Landstücks ankam. Je hügeliger das Gelände, desto kleiner die Juchart; die Grösse variierte zwischen 27 und 36 Aren, im Rebbau waren es sogar nur zwischen 3 und 4 Aren.
Lisene Die Lisene, auch Mauerblende genannt, ist eine schmale vertikale und leicht hervortretende Verstärkung der Wand. Sie dienen in der Architektur der optischen Gliederung und Verzierung einer Fassade. Als Ecklisenen betonen sie die Gebäudekanten. Lisenen wurden in verschiedenen Epochen verwendet und finden ihren Ursprung in der römischen Architektur.
Makadam Ein von John MacAdam zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelter Strassenbelag aus drei Lagen Schotter unterschiedlicher Körnung und seitlichen Gräben zur Drainage. Die Schichten wurden auf gewölbter Grundfläche aufgetragen und mit einer Walze verdichtet, wobei sich die kantigen Granulate ineinander verdichteten. Dies war eine arbeitsintensive Methode, der Vorteil lag aber in der Selbstentwässerung. Für Motorfahrezuge war dieser Belag ungeeignet.
Nestler Die Nestler bildeten erst seit dem 15. Jahrhundert ein besonderes Handwerk, das sich mit der Verarbeitung des feineren Leders zu Nesteln abgab. Es ging durch Spezialisierung der Arbeit aus dem älteren Secklerhandwerk hervor. Späne und Zweiung unter den beiden ineinander greifenden Berufen veranlassten deren Meister um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Zunft zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten anzurufen. Die Folge war eine deutliche Scheidung der beiden Handwerke.
Parament Paramente sind im Kirchenraum und der Liturgie verwendete Textilien. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen (parare mensam) und bedeutet soviel wie "den Tisch bereiten", wobei der Altar gemeint ist. Zu den Paramenten gehören unter anderem Stola, Obergewänder, jegliche Art von Tüchern (Vela) zur Verhüllung, Unterlage oder Zierde der Messgegenstände. Ihre Farbe richtet sich teilweise nach der jeweiligen liturgischen Farbe.
Peristyl ein mindestens auf drei Seiten von Säulen umgebener Innenhof, besonders der gartenartig ausgestaltete Säulenhof des griechischen und römischen Hauses.
Risalit Der Risalit is ein auf ganzer Höhe aus der Fluchtlinie eines Baukörpers hervorspringender Gebäudeteil. Als Mittel zur Fassadengliederung ist er ein typisches Gestaltungsmittel der Architektur des Barocks und der Renaissance, tritt jedoch auch in anderen Epochen auf.
Rotgerber Der Rotgerber verarbeitet die von Fleischresten, Fett und Haaren befreiten schweren Felle mittels einer gerbsäurehaltigen, aus Eichen- oder Fichtenrinde hergestellten Gerbbrühe (Lohe). Dies erfolgte entweder mittels einem Versetzen der Häute in Lohgruben / Ziehlöchern (Dauer 6 Monate bis 3 Jahre) oder als Schnellgerbung mit Lohbrühe. Anschließend wurden die Häute gespült, getrocknet und verarbeitet. Der Rotgerber erzielt damit das haltbarste Leder, welches aber nicht zart oder geschmeidig ist; für einen Damenhandschuh sicher nicht brauchbar, wohl aber für einen Soldatenstiefel. Mit Eichenlohe gegerbtes Leder ist rot bis braun, von daher hat der Rotgerber die Bezeichnung erhalten.
Satteldach Das Satteldach, auch Giebeldach, ist die klassische, am häufigsten anzutreffende Dachform. Es besteht aus zwei entgegen gesetzt geneigten Dachflächen, die sich an der höchsten, waagrechten Kante, dem Dachfirst, treffen.
Schaffnei Amt zu Verwaltung des Vermögens einer Kirche oder mehrerer Kirchen.
Schürlitz Das Weberhandwerk hatte sich seit dem 14. Jh., in dem noch das reine Linnen ausschliesslich das Feld behauptet hatte, wesentlich gewandelt; seither hatten neue Artikel die Oberhand über die Leinwandprodukte gewonnen. Als neues wohlfeileres Material stand den Webern nun die von den Krämern aus Süddeutschland importierte Baumwolle zur Verfügung, die ihnen die Herstellung billigerer Stoffe ermöglichte, insbesondere des Schürlitz, bei dem sich der leinene Zettel mit dem baumwollenen Einschlag kreuzte. Dieser Artikel wurde in zunehmendem Mass produziert und entwickelte sich zur eigentlichen Basler Spezialität; seine Herstellung wurde zu einem der wichtigsten und einträglichsten Erwerbszweige der Stadt.
Schwibbogen (auch: Schwi-Bogen, Schiebogen) Schwebebogen, ein zwischen zwei Mauerzügen eingespannter gemauerter Bogen. Im Zusammenhang mit der Basler Befestigung handelt es sich um die vier Tore der inneren Stadtmauer.
Sgraffito Eine Technik zur Bearbeitung von Wandflächen durch die Auflage verschiedenfarbiger Putzschichten. Sgraffito wird zu den Stukktechniken gezählt.
Siebnerherren Die Siebnerherren führten die Voruntersuchung in Strafsachen, die vor den Kleinen Rat gelangten.
Sparrendach Dachsparren sind tragende Bauteile in Dächern; rechtwinklig zwischen Traufe und First angelegt, tragen sie (meist in der Form von Balken) die Dachhaut.
Spezereiwaren Spezereiwaren ist ein veraltender Ausdruck für Lebensmittel allgemein, in der Schweiz auch für Gemischtwaren (und entsprechend dort Spezerei für Lebensmittel- oder Gemischtwarenläden).
Stangenrecht Stangenrecht ist ein Rechtsbegriff aus dem Mittelalter. Er bezeichnet das Recht, mittels einer langen Stange die Freihaltung wichtiger Strassen prüfen zu lassen. Hindernisse wie Gebäude oder Gebäudeteile, welche die Stange berührten und somit die Straße über Gebühr verengten, waren abzureißen. Seine Bedeutung erlangte das Recht als feuerpolizeiliche Brandverhütung; in regelmässigen Abständen wurde die Breite aller Gassen und Strassen einer Stadt oder eines Platzes durch obrigkeitliche Beamte vermessen und überprüft. Steiss das Mass - eine quer gehaltene, in ihrer Länge definierte Stange - an zwei gegenüber liegende Hauswände gleichzeitig an, war der Brandschutzabstand dieser Gebäude zu gering. Es bestand dann die Gefahr, dass ein ausgebrochenes Feuer auf andere Gebäude übersprang und sich zu einer Feuersbrunst entwickelte. Daher musste das beanstandete Gebäude umgehend auf Kosten des Erbauers abgerissen werden.
Supraporte Wörtlich übersetzt soviel wie "über der Türe", handelt es sich hier um ein über der Türe angebrachtes Gemälde oder Relief. Es kann frei hängen oder gestalterisch in den Türrahmen einbezogen sein. In der Regel handelt es sich um Unikate, mit denen sich auch der jeweilige Handwerker ein Denkmal setzte.
Teuchel Der Teuchel oder Tüchel ist eine aufgebohrte Holzröhre aus einem Baumstamm, wie sie zur Verlegung von Wasserrohrleitungen in vorindustrieller Zeit allgemein üblich war. Die Herstellung einer solchen Holzröhre verlangte von den Handwerkern großes Geschick, weshalb Deichelbohrer oder auch Röhrmeister ein anerkannter Beruf war. Ein kurzes Bohrgewinde für eine tiefe Bohrung bedeutete, dass der Bohrvorgang jeweils nach wenigen Umdrehungen unterbrochen werden musste, um den Bohrer hinter den sich stauenden Spänen wieder herauszuziehen. Der Bohrer wurde exakt waagrecht geführt und der Baumstamm dabei auf einem Holzwägelchen über hölzerne Schienen bewegt.
traufständig Als traufständig wird ein Gebäude dann bezeichnet, wenn das Haus mit der Dachtraufe, also der Breitseite des Gebäudes, parallel zur Strasse steht. Im Gegensatz zu giebelständigen Häusern fällt in traufständige Häuser mehr Licht, da man an der gesamten Breitseite zur Strasse und nach hinten Fenster anordnen kann.
Verdachung Eine Verdachung ist ein vorspringendes Bauglied über einer Wandöffnung, einer Tür oder einem Fenster, in der Form eines Gesimses oder eines Giebels. Eine Verdachung kann sowohl schützend wie ein Dach sein als auch verzierend.
Viernzel Altes Getreidemass, das sich je nach Getreideart unterschied: 1 Viernzel Korn = 26,65 Liter, 1 Viernzel Hafer = 41,21 Liter, 1 Viernzel = 29,62 Liter.
Weissbäcker Ein Weissbäcker nahm für seine Backwaren hauptsächlich Weizenmehl (weisses Mehl); zu ihnen rechnete man auch die Spezialisten wie Schönbäcler, Brezelbäcker, Fladner, Semmler, Fastbäcker, Losbäcker, Lebküchler, Pfefferküchler, Pastetenbäcker, Zuckerbäcker. Dahinter verbargen sich selten Vollberufe, eher eine saisonale Spezialisierung auf Luxus- und Festgebäcke, oft in Form besonderer symbolträchtiger "Gebildbrote", die gegenüber dem täglichen Brot kaum ins Gewicht fielen.
Werkschuh Die Länge eines Schuhs als Längenmass, mit anderen Worten ein Fuss.