Haus zum grossen Christoffel

Das Haus zum grossen Christoffel in der Enge zwischen Schnabel- und Münzgässlein.

Unter dem Namen "ze der Walcken" erschien das Haus zum grossen Christoffel am Rümelinsplatz (Schnabelgässlein 17) im Jahr 1337 als Besitz des Domkapitels; Johannes von Mühlhausen, der die Liegenschaft zu einem Erblehen hat, erhält von der Münsterfabrik (Bauhütte) eine Hypothek von 51 Pfund gegen einen jährlichen Zins von 3 Pfund. 1474 vermachte Heinrich Bamnach names seiner verstorbenen Frau das Orthaus (Eckhaus) an der Kuttelgasse (Münzgässlein) vor der Linde dem Ehepaar Jacob Oswalt-Holstein, das ihnen "viel liebs getan". 1521 verkaufte Domkaplan Wernher Schlierbach, führender Dozent an der Artistenfakultät (Philosophische Fakultät) und Rektor der Universität, das am offenen Rümelinbach gelegene Haus im Auftrag des Domstifts um 23 Gulden dem Simon Gysel, der wie seine Vorgänger von Beruf Metzger war.

1804 erwarb Magister Samuel Riedtmann die mit Feuerrecht und Ziehbrunnen ausgestattete Eckbehausung, doch überliess der Provisor der Pfarrschule zu St. Theodor die Liegenschaft nach wenigen Jahren seinem Vater, Johann Jakob Riedtmann, dem Kaufschneider. Aufgrund eines Bankrotts ging das Haus 1831 dann an Mechanikus Gottlieb Niklaus Linder über.

Das Haus zum grossen Christoffel mit angebautem Abtritt über dem überdeckten Rümelinbach, um 1870. Rechts neben der Linde der 1867 errichtete Schmiedezunftbrunnen, ganz rechts das ehemalige Zunfthaus zu Schmieden (seit 1887 im Besitz der GGG).
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 4-53-6
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

Nach längeren Beratungen beschloss 1858 der Stadtrat, unter Belassung des Strassenniveaus längs der Schmiedenzunft, den Rümelinbach von der Rümelinmühle (heute Modehaus) bis zum Linderschen Haus mit Flecklingen zu überdecken. Mit 17 weiteren Anwohnern unterzeichnete Linder 1860 eine Petition an Bürgermeister und Rat, das Vorhaben von alt Posthalter Hieronimus Rumpf-Bachofen möge aus sanitarischen und verkehrstechnischen Gründen abgelehnt werden, im Schnabelstall am Schnabelgässlein 8 ganze 15 Kühe zu halten, statt wie bisher eine "namhafte Anzahl" Pferde. Auf Intervention der Polizeibehörden erklärte sich Rumpf schliesslich damit einverstanden, auch fernerhin Pferde und keine Kühe im Schnabelstall zu halten.

Das Haus zum grossen Christoffel, um 1899. Man sieht, wie schmal das Schnabelgässlein zu der Zeit war. Die Linde in der Mitte des Rümelinsplatzes galt als ausgesprochenes Verkehrshindernis.
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 6503
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

1878 liess sich Schreinermeister Emil im Haus zum grossen Christoffel nieder, das er für Fr. 40'000,- ersteigert hatte. Nachdem Immler das Gebäude zu einer Möbelfabrik umgebaut und sich von einem "blutarmen Menschen zu einem wohlhabenden Mann emporgeschwungen hatte", begehrte der Staat 1898 im Zuge der Korrektion des kaum 3 Meter breiten Schnabelgässleins und des von ständigem Verkehrschaos bedrohten Münzgässleins auch seine Liegenschaft. Doch der habliche Möbelfabrikant, der "einzige seiner Familie seit 100 Jahren, welcher es zu etwas gebracht hat", beschwörte die Behörden, ihm sein Haus zu belassen oder einige Tausend Franken mehr zu bieten. Schliesslich aber wurde gegen Immler bei einer Entschädigung von Fr. 69'725,- die Expropriation verfügt. Im Jahr 1905 wurde das Haus zum grossen Christoffel durch einen Magazinneubau für die Kolonialwarenhandlung Preiswerk Söhne ersetzt, der seinerseits 60 Jahre später dem modernen Geschäftshaus zum Stern (alter Hausname von Münzgässlein 16) der Architekten August und Jakob Künzel und Bruno Dettwiler weichen musste.