Kornhaus

Kornhaus
Das Kornhaus an der Ecke Petersgraben/Spalenvorstadt. Links aussen das Spalentor und rechts das Zeughaus

Das Kornhaus an der Ecke Petersgraben/Spalenvorstadt. Links aussen das Spalentor und rechts das Zeughaus
Bild: © Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 2-96-1
Quelle: Staatsarchiv Basel-Stadt

1573 wurde, teilweise unter Verwendung der Gebäulichkeiten des ehemaligen Klosters Gnadental, das städtische Kornhaus mit grossen Vorratskammern errichtet. Es ermöglichte den Behörden, den gesamten Getreidemarkt zu kontrollieren. Jeder Korntransport, der in die Stadt ging, musste von den Stadtwächtern ins Kornhaus geführt werden, denn nur hier durfte Frucht gehandelt werden. Das Foto bringt leider nicht das bunte Treiben zum Ausdruck, das fast täglich ums Kornhaus geschah. "Der eigentliche Puls des Warenhandels [war] doch weder auf dem Gemüse- noch auf dem Fischmarkt, sondern beim Kornhaus in der Spalenvorstadt, der direkten Zufahrtslinie vom Elsass her, und im Kaufhaus. Da erblickte man vor der Zeit der Eisenbahnen die schweren Güterwagen von Frankfurt und Mannheim her, vier- und sechsspännig, mit den behäbigen und wohlgenährten Fuhrleuten, da sah man die Elsässer ihre Landesprodukte in die Stadt bringen, vermittelnde Juden, Fruchthändler und Müller, Stadtbürger, Konsumenten von nah und fern, alles in buntem Gedränge. Auf den Rampen an der Kornhausfront sassen die Hägenheimer und Blotzheimer gestikulierend, den Charles Dix, den Louis Philip verhandelnd und die Feldmäuse und das böse Jahr 1847. Das war so eine Börse au naturel! Gewöhnlich ging's zur Bestätigung der Geschäfte in einer der zahlreichen Wirtschaften, wo beim einen 'Pfiff' Elsässer oder, wenn's hoch herging, bei einem Meiel die Affäre ins reine gebracht wurde. Als Geldbeutel diente natürlich die Schweinsblase, während der Wirt, der oft als Bürge aus der Not helfen musste oder auch die Gelegenheit benützte, unbequeme Münzen an den Mann zu bringen, seine hölzernen Schüsselein herbeiholte, in denen die zehnerlei Geldsorten gesondert waren, die man in unserer Grenzstadt in die Hände bekam. Die Fuhrwerke, die verlotterten Char à bancs, die Burgunderwagen mit über mannshohen Rädern, trugen mit dem scharfgeprägten Hüst und Hott der Rosselenker dreier Nationen nicht wenig zur Staffage bei. Das einzige, was heutzutage noch einigermasse an jene Zeit erinnert, sind die Baselbieter Boten, die am St. Albangraben und auf dem Barfüsserplatz ihre Geschäfte erledigen und die Correspondenzen an 'Vischers und Dietrichs laden', wie die Seidenhäuser genannt werden, auf den Trottoirsteinen breit legen."

Reges Treiben vor dem Kornhaus. Ein Mann am rechten Bildrand hält ein Küpflin (4,25-litriges Kornmass) am Arm. Links im Hintergrund die Gasthäuser "zum Engel" und "zur Kanne". Aquarell von Jakob Senn.

1864 wurde die Einrichtung des Kornhauses, das gelegentlich auch Cholerakranke aufgenommen hatte, aufgehoben, da der Umsatz im Laufe der Jahre stark zurückgegangen war. Im Jahre 1890 entstand am Ort des Kornhauses die alte Gewerbeschule, die 1893 mit 930 Schülern bezogen werden konnte und in welcher auch das 1878 durch den Handwerker- und Gewerbeverein begründete Gewerbemuseum untergebracht wurde. Die Finanzierung des grosszügigen Neubaus erfolgte übrigens, neben Zuschüssen der GGG, Handwerkerverein, Zünften und Gesellschaften (Fr. 107'500,-) zum grösseren Teil aus den Erträgen der Christoph-Merian-Stiftung (Fr. 697'000,-).